Ein Imperator der Fantasie

Giuliano Ferrara

Pubblichiamo l'articolo di Giuliano Ferrara su Silvio Berlusconi apparso il 31 maggio sul numero domenicale del quotidiano tedesco Die Welt e misteriosamente sfuggito a tutte le accurate rassegne stampa internazionali fatte in questi giorni da Repubblica. Ve lo riproponiamo così come è uscito nelle edicole della Germania.

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    Pubblichiamo l'articolo di Giuliano Ferrara su Silvio Berlusconi apparso il 31 maggio sul numero domenicale del quotidiano tedesco Die Welt e misteriosamente sfuggito a tutte le accurate rassegne stampa internazionali fatte in questi giorni da Repubblica. Ve lo riproponiamo così come è uscito nelle edicole della Germania. Qui la traduzione in italiano.

    Für euch Deutsche ist es schwierig, sich einen Bundeskanzler vorzustellen, der fünf riesige Villen an der Costa Smeralda im Norden Sardiniens besitzt, Europas prominentester Küste für die Glamour-Welt, dazu zwei Villen in der Brianza und die „Palazzina Liberty“ in der Mailänder Innenstadt, außerdem Villen am Lago Maggiore und in Portofino, ein Anwesen in Taormina (das er gerade erwerben will), einen kolonialen Herrensitz auf den Bermudas und eine private Flugflotte, um all diese Residenzen zu erreichen. Strengt ihr eure Fantasie weiter an, müsst ihr euch im Innern des sardinischen Villenkomplexes einen Park vorstellen mit einer überwältigenden Auswahl an exotischer Flora, mit einem Palmen-See, dazu ein künstlicher Hügel, ein kleiner Hafen mit einem Sicherheitstunnel für den Landgang von Staatsoberhäuptern plus einem künstlichen Vulkan, der Feuer, Kiesel und Edelsteinchen in den Himmel schleudert. Ist die Fantasie noch nicht erschöpft, dürft ihr euch noch vorstellen, wie der Kanzler entscheidet, eine beeindruckende Menge von Verwandten, Freunden und schönen Mädchen einzuladen, um hier draußen in einem rauschenden Fest Silvester zu feiern. Natürlich werden alle in seinen Fliegern zur Insel eingeflogen, wo der einsame Hausherr (dessen zweite Frau sich seit Jahren von ihm fern hält, weil die Mutter von dreien seiner fünf Kinder seine Vorliebe für diesen Lebensstil weder liebt noch teilt) mit seiner schönen Stimme im Duett mit einem neapolitanischen Meister der Straßenmusik Liebeslieder singt. Ein beeindruckender Amateur, doch ohne jeden Anspruch auf kulturelle Raffinesse oder soziale Verfeinerung. Spätabends, wenn der Vulkan speit und die Musik verweht, erlöschen in den Nachbarvillen schon die Lichter. Sie gehören dem alten und neureichen Establishment, das sich nach dem Urteil der Gäste Berlusconis gewiss nur langweilt, bevor es nach seiner xten Partie Gin Rommé zu Bett geht. Ich rede von Silvio Berlusconi, wie gesagt. Denn tatsächlich ist euer Kanzler-Magnat, der mit zig jungen Mädchen Fèten feiert und neapolitanische Schmachtlieder singt, ja jenseits jeder Vorstellungskraft. Auch der Stil seiner Vorgänger hält keinen Vergleich mit Berlusconi aus. Die einzig möglichen Vergleiche finden sich in der Antike, bei einigen Kaisern des Römischen Reiches aus der Julianisch-Claudischen Dynastie (Nero eingeschlossen), oder – in unserer Zeit – bei Michael Jackson mit seiner Neverland- Ranch, die ebenfalls als künstliche Insel ewiger Jugend von einem Monstrum des postmodernen Narzissmus ausgedacht wurde. Italien hingegen wird seit fünfzehn Jahren von diesem Imperator der Fantasie und der Politik beherrscht. Als Eigentümer des TV-Riesen Mediaset (mit drei italienischen Sendeanstalten) ist Berlusconi ein Mailänder Unternehmer, der in den 1970erund 80er-Jahren ein großes Vermögen aufgehäuft hat und der dann – als er die Gefahr witterte, alles wieder durch moralistische Richter und linke Politiker zu verlieren – beschloss, in die Politik zu gehen. So wurde Berlusconi für die eine Hälfte der letzten fünfzehn Jahre Regierungschef und für die andere Chef der Opposition. Er ist zu den Sternen aufgestiegen und hat das alte System in den Staub gestürzt. Er wurde mit allen Mitteln bekämpft und hat sich wie ein Tier dagegen gewehrt. Am Ende aber ging er als die bestimmende Figur der Politik und ihrer Gegenkräfte hervor. Vor allem aber wurde er zu dem seit Langem beliebtesten Staatsmann der Italiener. Das politische Geschäft hat er rasch gelernt. Er vertut sich oft und vergreift sich im Ton. Doch all seine Exzesse, die seine globalen Mitspieler oft so irritieren wie beeindrucken, kombinieren sich in seinem Charakter zu einem widerstandsfähigen Amalgam mit blitzschnellem Reaktionsvermögen, einer Dominanz der leichten Hand für fast jede Szene, mit einem ausgeprägten Instinkt für die Macht und seine persönlichen Interessen ebenso wie für die seines Landes. Eines seiner jüngsten Meisterwerke ist es, wie sich der Förderer einer ethischen Anarchie gleichzeitig als Garant jeder Unterstützung für die katholische Hierarchie vorstellte, vom Papst an abwärts. In einem Körnchen Wahnsinn muss man sich also auch das Geheimnis der Zustimmung für ihn vorstellen. Millionen Italiener – de facto die Mehrheit – lieben seinen Populismus, seine Nähe zu ihren eigenen Schwächen, gegen die niemand nachsichtiger ist als meine Mitbürger. Und sie verbindet zudem der gleiche Abstand zu seinen Feinden. Denn er wurde hart bekämpft. Von Richtern, die die kalte Arroganz einer geschlossenen Kaste umgibt, die sich jahrelang bis zur offenen Parteilichkeit politisiert haben. Von Politikern des alten Regimes, die die Democrazia Cristiana ebenso beherrschten wie die Kommunisten: einer Führungsschicht, der keiner nachweint. Von den Mächtigen der Hochfinanz, dem Establishment, die ihn für einen gefährlichen Außenseiter hielten. Die jüngste Berlusconi-Geschichte ist nun wirklich jenseits von Gut und Böse. Eine große Zeitung der Linken, „La Repubblica“, hatte von der Teilnahme des Premiers an der Geburtstagsfeier einer 18-jährigen Neapolitanerin, die Noemi heißt, erfahren und die Entdeckung mit einer Flut von Fotos verbreitet, als sei dies ein verbotenes Staatsgeheimnis. Die Party fand in einem Restaurant statt. Die Eltern des Mädchens waren dabei, ein Heer von Freunden der Familie und viele Mitglieder vom Stab des Premiers. Das Mädchen, das schon an einigen seiner Feste teilgenommen hatte, wie so viele andere auch, ist ein sympathisch naives Kind mit dem Wunsch so vieler Teenager, zur Glitzerwelt durchzustoßen. Natürlich musste sie das familiäre Wohlgefallen entzücken, mit dem Berlusconi auf sie schaute, den sie „Papi“ nennt. Eine Mischung aus familiärer Verbundenheit und Patronage also, doch nichts von einem pikanten Flirt mit einer Minderjährigen. Dies hat bisher auch noch keiner gewagt, dem Premier direkt vorzuwerfen. So beschränkt sich die „Repubblica“ auf anspielungsreiche Fragen. Berlusconi bestreitet vehement, der geheime Liebhaber der Jugendlichen zu sein – nachdem er sich zunächst in einem Netz von Ausflüchten und Halblügen verfangen hatte. Nun hat er sogar Partyfotos, die ein Paparazzo in seiner Villa auf Sardinien geschossen hat, von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmen lassen. Auch Noemi soll auf den Bildern zu sehen sein. Der Medienmagnat ist sich und seinem Lebensstil stets treu geblieben. Er liebt das halb ernste Spiel um die Karriereträume, die die Welt des „Castings“ umflattern, wo viele Mädchen heute eine Art neuer postmoderner Klasse bilden. Hier sucht Berlusconi stets den Superstar. Doch obwohl er die Frauen liebt – dies kann ja vorkommen –, ist er weit entfernt etwa von einer Figur wie Gilles de Rais oder dem Freidenkertum Don Giovannis. Gewiss ist aber auch die Verachtung, die er Heuchlern der schönen Welt entgegenbringt. In der Geschichte, die nach den Europawahlen wohl wieder niedriger gehängt werden wird, haben die harten Kommentare Veronica Larios, der Ehefrau Berlusconis, eine große Rolle gespielt. Nach Jahren der Entfremdung, nach all den erniedrigenden Zerstreuungen eines italienischen Mannes, der in sein eigenes Ego und die öffentlichen Bezeugungen seiner virilen Potenz verliebt ist, hat sie sich zur Scheidung entschlossen. Veronica Lario hat ihrem Mann nun ein paar Ohrfeigen als Privatmann wie als öffentliche Figur versetzt. Damit hat sie ein Feuer der Eitelkeit in Brand gesetzt, dessen Flammen erst erlöschen, wenn verstanden wird, dass wohl – um ein Wort Nietzsches abzuwandeln – „kein anderes Mittel bleibt, die Politik wieder zu Ehren zu bringen, als zuerst die Moralisten aufzuhängen“.

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    • Giuliano Ferrara Fondatore
    • "Ferrara, Giuliano. Nato a Roma il 7 gennaio del ’52 da genitori iscritti al partito comunista dal ’42, partigiani combattenti senza orgogli luciferini né retoriche combattentistiche. Famiglia di tradizioni liberali per parte di padre, il nonno Mario era un noto avvocato e pubblicista (editorialista del Mondo di Mario Pannunzio e del Corriere della Sera) che difese gli antifascisti davanti al Tribunale Speciale per la sicurezza dello Stato.